SATTELBERGER-Statement: Wir müssen Schule komplett neu denken
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Dr. h.c. Thomas Sattelberger gab zum nationalen Bildungsbericht das folgende Statement ab:
„Der Bildungsbericht 2020 ist noch trauriger als seine Vorgängerberichte. Deutschland hat auf wichtigen Feldern noch schlechtere Ergebnisse erzielt als im Bericht 2018. So geht es wirklich nicht weiter: Wir müssen Schule komplett neu denken. Die Zahl der jungen Menschen ohne Hauptschulabschluss ist um fast 20 Prozent gestiegen. Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsausbildung zwischen 25 und 34 Jahren ist von 1,35 Millionen auf 1,51 Millionen gestiegen. Das heißt: Jeder siebte dieser jungen Menschen in Deutschland hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. Und die Corona-Schulschließungen, die zeigen das gesamte Fiasko. Der Erwerb digitaler Kompetenzen für finanziell Schwächere scheitert schon am Zugang zu Medien und zu Hardware. Deutsche Schulen bereiten nicht auf eine digitalisierte Welt vor. Während Corona haben nur 30 Prozent der Grundschüler Zugang zu ihrem Lehrer gehabt. Angela Merkel hat vor zwölf Jahren die Bildungsrepublik ausgerufen. Heute haben wir im internationalen Vergleich keine Bildungsrepublik, sondern eine Bildungsarmutsrepublik. Die nächsten drei Monate werden über eine Bildungsgeneration entscheiden. Corona ist jetzt die rote Lampe für Bund wie für Länder. Schüler sind schulpflichtig, Umkehrschluss: Die Unterrichtspflicht für den Staat, digital wie analog. Schulen müssen ab Herbst sowohl Präsenzunterricht wie auch Distanzunterricht anbieten können. Aber noch wichtiger: Jeder Schüler, jede Schülerin braucht einen Schulabschluss und braucht einen qualifizierten Berufsabschluss. Corona hat gezeigt: Schulen brauchen Freiheit, bei Personal, bei Finanzen, bei der Pädagogik. Und egal ob digital oder analog, Schule muss ein Biotop der Chancenfairness werden.“