Startchancenprogramm füllt Aufstiegsversprechen mit Leben
Mit dem Startchancenprogramm füllen wir das Aufstiegsversprechen mit Leben. Wir entkoppeln damit die Bildungschancen von der sozialen Herkunft und ermöglichen es allen Kindern, ihre Chancen wahrzunehmen.
Auf einer Podiumsdiskussion haben Vertreterinnen der Regierung, der FDP-Fraktion und Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft und Praxis über das Programm und die damit abstehende Bildungsrevolution gesprochen. „Wir stellen uns der historischen Herausforderung, Bildung unabhängiger zu machen von der sozialen Herkunft“ sagte die Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrem Grußwort. Als klares Ziel gab die Ministerin vor, „die Zahlen der Kinder zu senken, die die Mindeststandards nicht schaffen“. Innerhalb von zehn Jahren soll die Zahl mindestens halbiert werden.
Lesekompetenz dramatisch gesunken
Die Zahlen beziehen sich auf die IGLU-Studie, die im Frühjahr dieses Jahres alarmierende Ergebnisse hervorgebracht hat: Ein Viertel aller Vierklässlerinnen und Viertklässler erreicht nicht einmal die Mindeststandards im Lesen. Sie beherrschen also einfachste Basiskompetenzen nicht, welche die zentrale Grundlage für den Fortlauf ihrer Schullaufbahn, ihrer beruflichen Karriere und sozialer Teilhabe bilden. Nele McElvany, Professorin für Empirische Bildungsforschung an der TU Dortmund und Leiterin der IGLU Studie, gab einen Einblick in die Erhebung und die beunruhigenden Ergebnisse. Die Studie erfasst die Lesekompetenz von Kindern der vierten Klasse. Der Studie zufolge nimmt die Lesekompetenz der Grundschülerinnen und Grundschüler seit 20 Jahren stetig ab. Insbesondere zwischen 2016 und 2021 ist die Lesekompetenz dramatisch gesunken. Außerdem sind noch immer Kinder mit Migrationshintergrund und niedrigem sozioökonomischem Status an Hauptschulen über- und an Gymnasien unterrepräsentiert.
Als echten „Gamechanger“ bezeichnete Bettina Stark-Watzinger das Startchancenprogramm. „Du kannst es schaffen, wenn du dich anstrengst und wir unterstützen dich“, gab die Ministerin das Motto vor.
Mareike Meyn, Professorin Nele McElvany, Prof. Dr. Marianne Schüpbach,Dr. Johanna Börsch-Supan, Lars Békési, Ria Schröder
20 Milliarden für Startchancen ins Leben
Das Programm sieht vor, dass in den kommenden zehn Jahren sowohl der Bund als auch die Länder jeweils zehn Milliarden Euro investieren, um Brennpunktschulen zu unterstützen. 60 Prozent sollen in Grundschulen fließen, da dort die Grundlagen der Bildungsbiografien gesetzt werden. Aber auch Sekundar- und Berufsschulen sollen profitieren.
Das Startchancenprogramm fußt auf drei Säulen: auf Investitionen in die Schulgebäude, auf einem Chancenbudget, welches die Schulen autonom für ihren Bedarf verwenden können und auf einem Budget für zusätzliches Personal in der Schulsozialarbeit und multiprofessionellen Teams.
Ria Schröder lobte die Zusammenarbeit mit den Ländern beim Startchancenprogramm. Es sei das erste Programm, bei dem Gelder nicht nach dem Königsteiner Schlüssel verteilt werden, sagte die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Vielmehr als die Wirtschaftskraft eines Landes soll ein Sozialindex mit Kriterien wie Migrationshintergrund und Transferleistungsbezug als Verteilungsgrundlage dienen, um tatsächlich die Schulen mit dem dringendsten Bedarf zu erreichen. „Wir haben da einen großen Wurf hinbekommen, der jetzt umgesetzt werden muss“, so Schröder.
Professorin Mc Elvany wollte sich nicht festlegen, ob das ambitionierte Ziel, die Zahl der Kinder, die die Mindeststandards verfehlen, erreichbar ist. Aber „eine substanzielle Reduzierung“ sei zu erreichen. Relevant sei, ob es den Schulen gelingt, die Kompetenz für die Veränderung nachhaltig aufzubauen.