Bettina Stark-Watzinger
Pressemitteilung

STARK-WATZINGER-Gastbeitrag: Finanzplatz Deutschland – 1:0 für Macron

Das FDP-Fraktionsvorstandsmitglied Bettina Stark-Watzinger schrieb für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwochsausgabe) den folgenden Gastbeitrag:

Der Start­schuss ist ge­fal­len: Die in­ter­na­tio­na­len Ban­ken, Fonds und Ver­si­che­run­gen pla­nen jetzt, wie und vor al­lem wo sie nach dem Brex­it ih­re Ge­schäf­te in der Eu­ro­päi­schen Uni­on (EU) aus­üben kön­nen. Ei­ne rie­si­ge Chan­ce, den Fi­nanz­platz Frank­furt zum eu­ro­päi­schen Fi­nanz­zen­trum zu ma­chen.

Doch an­de­re ha­ben im Ren­nen die Na­se vor­ne: Der welt­weit größ­te Ver­mö­gens­ver­wal­ter Black­rock wird in Pa­ris ei­nen neu­en Stand­ort für al­ter­na­ti­ve In­vest­ment­dienst­leis­tun­gen auf­bau­en. Die Groß­bank JP Mor­gan setzt Mit­ar­bei­ter künf­tig nicht in Frank­furt, son­dern in Pa­ris, Mai­land und Ma­drid ein. Frank­furt ver­liert so­mit deut­lich an Bo­den.

Schon im No­vem­ber 2017 hat Deutsch­land ei­ne her­be Nie­der­la­ge ein­ste­cken müs­sen. We­der die Be­wer­bung zur An­sied­lung der Ban­ken­auf­sicht (EBA) noch der Auf­sicht über die Arz­nei­mit­tel (EMA), die bis­her in Lon­don ih­ren Sitz ha­ben, war er­folg­reich.

Ganz an­ders in Frank­reich. Dort hat die Re­gie­rung die Chan­ce er­kannt und di­rekt am Schopf ge­packt. Der ehe­ma­li­ge Ban­ker und heu­ti­ge Prä­si­dent Em­ma­nu­el Ma­cron ruft per­sön­lich wich­ti­ge Ban­ker an und pflegt den di­rek­ten Aus­tausch. In Deutsch­land küm­mern sich Mi­nis­te­ri­ums­mit­ar­bei­ter um die­se An­ge­le­gen­hei­ten. Hier fin­det al­so kein Aus­tausch auf Au­gen­hö­he statt. Der Fi­nanz­platz Deutsch­land muss end­lich zur Chef­sa­che wer­den.

Wir wis­sen, dass die Bun­des­re­gie­rung so vie­le Um­fra­gen er­stel­len lässt wie kei­ne zu­vor. Schein­bar zei­gen die­se, dass beim The­ma Fi­nanz­in­dus­trie nichts zu ge­win­nen, aber in der öf­fent­li­chen Wahr­neh­mung viel zu ver­lie­ren ist. Das ist falsch. Deutsch­land braucht für sei­ne star­ken Un­ter­neh­men, die ih­re Pro­duk­te in al­le Welt lie­fern, ei­nen star­ken Ka­pi­tal­stand­ort. Glei­ches gilt für die Mög­lich­keit von An­le­gern, ein­fa­chen Zu­gang zu An­la­gen zu er­hal­ten.

Es geht da­bei auch um Ar­beits­plät­ze. Al­lein 62000 Men­schen ar­bei­ten in der Bran­che. Noch gibt es die gro­ße Chan­ce für Frank­furt, das Eu­ro-Clea­ring aus Lon­don zu ho­len. 97 Pro­zent al­ler in Eu­ro ge­han­del­ten Zins­tausch­ge­schäf­te (Swaps) wer­den der­zeit in Lon­don ab­ge­wi­ckelt. Wir re­den hier von ei­nem Vo­lu­men von 80 Bil­lio­nen Eu­ro.

Was ist al­so kon­kret zu tun? Den Un­ter­neh­men muss der re­gu­la­to­ri­sche Rah­men ge­bo­ten wer­den, der an­de­ren Län­dern in nichts nach­steht. Die im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ver­spro­che­ne ar­beits­recht­li­che Gleich­be­hand­lung der in­ter­na­tio­na­len Ban­ker mit lei­ten­den An­ge­stell­ten reicht da­bei nicht aus. Das in der Ver­gan­gen­heit ge­for­der­te Gold Pla­ting, al­so ei­ne Über­er­fül­lung der EU-Min­dest­stan­dards, scha­det dem Stand­ort nach­hal­tig. Die hes­si­sche Lan­des­re­gie­rung und die Bun­des­re­gie­rung müs­sen Hand in Hand ar­bei­ten.

Ein in Frank­furt an­säs­si­ges Fi­nanz­ge­richt, das in­ter­na­tio­na­le Streit­fäl­le nach eng­li­schem Recht und in eng­li­scher Spra­che klärt, ist drin­gend er­for­der­lich. Und zu gu­ter Letzt darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass die Men­schen, die nach Frank­furt zie­hen, hän­de­rin­gend nach in­ter­na­tio­na­len Kin­der­gär­ten und Schu­len su­chen.

Das sind al­les Din­ge, die mach­bar sind. Die Bun­des­re­gie­rung hat da­her ei­nen kla­ren Auf­trag: Sie muss ei­ne Stra­te­gie ent­wi­ckeln, um Frank­furt als Fi­nanz­platz an die Spit­ze in Eu­ro­pa zu füh­ren. Und sie muss es auch wol­len. Ist das Ge­schäft erst mal ver­lo­ren, kommt es so schnell nicht wie­der.

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