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Manuel Höferlin
Pressemitteilung

HÖFERLIN-Interview: Wir brauchen eine vertrauenswürdige App

Das FDP-Fraktionsvorstandsmitglied Manuel Höferlin gab der „Allgemeinen Zeitung“ (Montagsausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte Torben Schröder:

Frage: Herr Höferlin, begrüßen Sie die geplante Tracing-App?

Höferlin: Eine Tracing-App kann eine Hilfe bei der Nachverfolgung von Infektionsketten sein. Wichtig ist, dass sie freiwillig und datenschutzkonform ist und dass die Entwicklung transparent ist. Denn nur so wird Vertrauen geschaffen.

Frage: Die Hälfte bis zwei Drittel der Bevölkerung wollen die App nutzen. Was hilft es, eine Infektionskette zu kennen, in der jedes zweite Glied fehlt?

Höferlin: Es ist schade, dass die Zustimmung inzwischen so gering ist. Bevor das Kommunikationschaos der Bundesregierung und vor allem des Gesundheitsministers begann, war die Akzeptanz höher. Es gibt Berechnungen, die sagen, dass eine Installationsquote von etwa 60 Prozent genügt. Wichtig ist, dass es am Schluss keine Vielzahl an Apps geben darf, die nicht miteinander kommunizieren können.

Frage: Vom kleinen Start-up bis zu den US-Giganten Google und Apple wird an Corona-Apps geschraubt. Wie soll man die alle unter einen Hut bekommen?

Höferlin: Es gibt in Europa verschiedene Ansätze, diese Technologie voranzutreiben, zum Beispiel einen großen Zusammenschluss von Industrie, Forschern und Start-ups. Die Hersteller der meisten Smartphone-Betriebssysteme haben auch ein Interesse daran. Wichtig ist, dass die Staaten in Europa sich schnell auf eine Technologie einigen. Selbst in Deutschland ist diese Frage am Mittwoch im Digitalausschuss nicht beantwortet worden. Und es ist wichtig, die Start-ups einzubeziehen, denn sie haben Erfahrung mit der Entwicklung von Apps sowie mit Apple und Google. Und sie arbeiten so, dass ihre Ergebnisse international verwendbar sind – anders als beispielsweise die Telekom und SAP, die nun unverständlicherweise allein mit der Umsetzung beauftragt werden.

Frage: Welchen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung kann die App leisten?

Höferlin: Sie sucht infektionsrelevante Kontakte, indem sie mit den Apps auf den Smartphones in der Umgebung kommuniziert. Dabei ist unerheblich, mit wem und wo die Kontakte stattfinden. Alle Kontakte werden wie eine Art Tagebuch auf dem Gerät aufgezeichnet. Bei einer Infektion werden alle anderen Smartphones gewarnt. Wichtig ist, dass nach der Meldung, dass man Kontakt mit einem Infizierten hatte, auch schnell ein Corona-Test folgt.

Frage: Die App soll auch helfen, die Corona-Ausbreitung besser einzuschätzen. Dafür bräuchte es aber einen Datentransfer an zentrale Stellen über Orte und Personen.

Höferlin: Dass die Datenübertragung nur freiwillig erfolgt, ist zwingend. Auf dem Gerät wird nur ein Pseudonym erstellt, das in keinem Register erscheint. Die Frage nach Ort und Person müsste der jeweilige Nutzer aus seiner Erinnerung nachreichen, so wie es derzeit die Gesundheitsämter abfragen. Aus dem Daten-„Tagebuch“ geht diese Information nicht hervor.

Frage: Es gibt auch theoretisch über die Apps keine Durchgriffsmöglichkeit auf die Smartphones?

Höferlin: Das hätten die Gesundheitsämter gerne. Das ist eine der Diskussionen, die das Vertrauen verringert haben – genau wie die Idee einer zentralen Datenspeicherung. Google und Apple hätten zu dem Zeitpunkt, in dem die Pseudonyme erstellt werden, theoretisch Zugriff auf die Geräte. Deshalb müssen die Apps vom Quellcode bis zum Server offen und transparent sein, sodass andere, vertrauenswürdige Stellen jederzeit darauf schauen können.

Frage: Apple und Google gucken in Diensten des Staates darauf, welche Bürger wo Kontakt haben – klingt nach Dystopie.

Höferlin: Das tun sie jetzt schon, nur ohne Gesundheitsnutzen. Per GPS oder über die genutzten Funkmasten ist auch erkennbar, wann wir uns mit dem Smartphone wo aufhalten. Die Corona-App soll kein GPS nutzen. Dass beispielsweise Google und Apple die Daten nicht zusammenführen, muss unbedingt transparent nachvollziehbar sein.

Frage: Ist mit der Corona-App nicht das Einfallstor zur Überwachung der Bewegungen der Bürger durch den Staat durchschritten?

Höferlin: Diese Bedenken haben viele Menschen. Aber genau das soll die App ja nicht können. Und man muss sein „Tagebuch“ auch nirgendwo hochladen. Wir brauchen eine vertrauenswürdige App.

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