Generationenkapital soll Rentensystem stabilisieren
Über die Chancen und Möglichkeiten eines Generationenkapitals sprachen Expertinnen und Experten mit der FDP-Fraktion und Öffentlichkeit.

Dass das derzeitige Rentensystem einer dringenden Reform bedarf, ist unbestreitbar. Denn das Umlagesystem ist unterfinanziert und durch den demografischen Wandel zukünftig nicht mehr tragfähig. Bereits jetzt werden 30 Prozent der Renten nicht aus Beiträgen, sondern aus Steuermitteln finanziert.
Mithilfe eines Kapitalstocks, dem sogenannten Generationenkapital, planen die Freien Demokraten, das Rentensystem zu stabilisieren und generationengerecht und nachhaltig aufzustellen.
Vorbild dafür ist Schweden. Der ehemalige CEO des schwedischen Staatsfonds AP7, Richard Gröttenheim, stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das schwedische System vor. Seit nunmehr 24 Jahren investiert der Staat in Wertpapiere, hat ein global diversifiziertes Portfolio aufgebaut. Vom Rentenbeitragssatz der Arbeitnehmer fließen 2,5 Prozent automatisch in Fonds.
Solche Einzahlungen sind in der deutschen Idee erst in späteren Schritten vorgesehen. Das Generationenkapital soll aus öffentlichen Mitteln stammen. Der aufwachsende Kapitalstock von zwölf Milliarden Euro soll in einer Stiftung verwaltet und breit angelegt werden. Die Idee des Generationenkapitals, so erklärte der parlamentarische Staatssekretär, Dr. Florian Toncar, sei es, mit den Erträgen des Kapitalmarktes einen Beitragsanstieg der gesetzlichen Rentenversicherung abzumildern. Das Generationenkapital soll das Umlagesystem ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Mitte der 30er Jahre sollen erste Ausschüttungen daraus möglich sein. Toncar betonte, dass der Kapitalstock dabei nicht angetastet werden soll. Die Substanz des Kapitalstocks soll erhalten bleiben, nur die Überschüsse ausgezahlt werden, sodass das Kapital neue Erträge generieren kann.
„Ich finde es wichtig, dass überhaupt angefangen wird mit der Kapitaldeckung“, sagte Anja Mikus, CIO und Vorstandsvorsitzende des KenFo (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung). Eine Kreditaufnahme sei zwar nicht die ideale Situation, aber man dürfe das nicht mit einer privaten Kreditaufnahme verwechseln, sagte Mikus. Während die 24 Milliarden Euro des KenFo einmalig investiert wurden, soll das Generationenkapital hingegen regelmäßig investiert werden.
Anja Schulz, Rentenexpertin der FDP-Fraktion, attestierte den Deutschen eine große Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt. „Die Deutschen sind Aktienmuffel“, stimmte die Finanzredakteurin Anne-Catherine Beck zu. Als Gründe dafür nannte sie unter anderem das hohe Sicherheitsbedürfnis, die Tugend der Sparsamkeit, aber auch negative Erfahrungen, beispielsweise mit der Telekom-Aktie in den 90er-Jahren. Anja Mikus sieht auch einen Grund in der überwiegend negativen medialen Berichterstattung über Konzerne und Investitionen. „Es fehlt das Verständnis und die Wertschätzung, was Wirtschaft betrifft“, sagte Mikus. Zwar ist laut der Professorin für Finanzmärkte, Tabea Bucher-Koenen, die finanzielle Bildung der Deutschen bezüglich Zinsen gut ausgeprägt, nicht jedoch in Bezug auf den Kapitalmarkt. Dennoch erkennt Beck einen Mentalitätswechsel bei der jüngeren Generation. Geringe Zinsen und Neobroker hätten das Interesse an Aktieninvestments geweckt.
In seinem Schlusswort klärte Bundesfinanzminister Christian Lindner über das Risiko der Kapitalmärkte auf: „Das Risiko ist nicht, auf die Kapitalmärkte zu setzen. Das Risiko besteht darin, dass wir in Deutschland viel zu lange nicht davon Gebrauch gemacht haben.“ Das Generationenkapital soll die Bürgerinnen und Bürger dazu einladen, sich mit den Kapitalmärkten zu beschäftigen und somit deren finanzielle Bildung auszubauen.
Langfristig will das Bundesfinanzministerium neben der gesetzlichen Altersvorsorge auch die Säulen der betrieblichen und privaten Rentenversicherung stärken.


