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CONTRA: Warum ich gegen eine allgemeine Impfpflicht bin

In einem Gastbeitrag für die fdplus erklärt Wolfgang Kubicki, weshalb er gegen eine allgemeine Impfpflicht ist.

Manuel Höferlin spricht zu dem Antrag „Impfbereitschaft ohne allgemeine Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 erhöhen“

WOLFGANG KUBICKI: Warum ich gegen eine allgemeine Impfpflicht bin

Wenn die Impfstoffe so gewirkt hätten, wie wir es uns alle im letzten Jahr noch erhofft haben, wäre die Herdenimmunität mit unserer Impfquote längst erreicht. Verschiedene Mutationen haben das leider verhindert. Eine Herdenimmunität werden wir mit den zur Verfügung stehenden Impfstoffen nicht erreichen. Ich werbe trotzdem weiter für die Impfung, denn sie beugt einem schwereren Krankheitsverlauf vor.

Wie bei allen Maßnahmen sollten wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren und stets hinterfragen, ob das zur Diskussion stehende Mittel geeignet und erforderlich ist. Das Ziel kann hierbei jedoch nicht sein, jeden Menschen vor einer Infektion zu schützen. Es ist das Recht eines Jeden, Mittel abzulehnen, die der Staat dafür als notwendig erachtet. Das widerspricht meinem Menschenbild und meinem Staatsverständnis und im Übrigen auch dem unserer Verfassung.

Ein legitimes und richtiges Ziel ist es, unser Gesundheitssystem vor einer möglichen Überlastung zu schützen. Aber inwieweit wird dieses Ziel durch eine allgemeine Impfpflicht erreicht? Wir haben erleben dürfen, dass das deutsche Gesundheitswesen auch in den schlimmsten Phasen der Pandemie vergleichsweise gut gewappnet war, auch wenn es regional zu Überlastungen gekommen ist. Die Omikron-Variante führt nun sogar zu einer immer weiteren Entkopplung des Infektionsgeschehens von der Hospitalisierung. Eine Überlastung droht nicht, wie auch die Omikron-Erfahrungen aus Ländern mit einem vulnerableren Gesundheitswesen zeigen, beispielsweise Großbritannien. Aber auch ohne diese Entwicklung würde gelten, dass die Reduzierung der Intensivkapazitäten während einer Pandemie nicht dadurch aufgefangen werden darf, dass wir die Bürgerinnen und Bürger zu Maßnahmen der medizinischen Prophylaxe verpflichten oder gar zwingen. Das wäre eine merkwürdige Umkehrung des Gedankens der Daseinsvorsorge.

Last but not least: Das Robert Koch-Institut hat jüngst ermittelt, dass beispielsweise in der Gruppe der Migrantinnen und Migranten eine niedrige Impfquote besteht, obwohl die Impfbereitschaft vergleichsweise hoch ist. Es liegt hier offensichtlich unter anderem an Sprachbarrieren. Anschaulicher kann man nicht illustrieren, dass mit zielgerichteten und guten Kampagnen noch viel Luft nach oben ist, um die Impfquote zu steigern.

Wir sollten uns darauf konzentrieren und als aufgeklärte und mündige Gesellschaft diese Pandemie überwinden. Das ist im Übrigen auch der wirksamste Weg

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