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Altersvorsorgedepot: Staatlich gefördert Aktien für die Rente kaufen

Über Geld spricht man. Auf der Veranstaltung „Vom Sparen zum Investieren fürs Alter: Private Vorsorge mit dem Altersvorsorgedepot“ debattierte Anja Schulz, Berichterstatterin für Altersvorsorge und Kapitalmärkte der FDP-Fraktion, mit Expertinnen und Experten aus der Praxis über Aktien, Riester und Vorsorge.

 

Podiumsdiskussion

Dr. Sabine Mauderer, Dirk Schmitz, Anja Schulz, Hermann-Josef Tenhagen, Anne Connelly debattierten auf dem Podium über private Altersvorsorge.

Zuvor stellte der Bundesfinanzminister Christian Lindner den Plan des staatlich geförderten Altersvorsorgedepots vor, zu dem ein Gesetzentwurf bereits in Arbeit sei.

 „Unser Ziel ist es insgesamt, die Kapitalmarkt- und Aktienkultur zu stärken“, sagte Lindner.  Aktuell verfügten in Deutschland circa zwölf Millionen Menschen über ein Wertpapierdepot. „Das zeigt, wo wir stehen und was wir uns vornehmen müssen“, so Lindner. Das Altersvorsorgedepot nimmt die Reform der private Altersvorsorge in den Fokus.

„Die Riesterprodukte reflektieren zwar die deutsche Mentalität einer absoluten Sicherheit, gewissermaßen Gürtel und Hosenträger zugleich“, sagte Lindner mit Verweis auf die einhundertprozentige Beitragsgarantie der bei vielen Deutschen beliebten Versicherungen. Doch der Wunsch nach absoluter Sicherheit gehe mit zu geringen Renditen Hand in Hand. Das Altersvorsorgedepot solle einen Paradigmenwechsel einläuten.  

Konkret sollen ab dem 1. Januar 2026 die Bürger zwischen zwei staatlich geförderten Kategorien wählen können: Zwischen einem Produkt mit Versicherungscharakter mit 80-prozentiger Beitragsgarantie und einem privaten Altersvorsorgedepot ohne jegliche Garantie.

Besteuerung erst in der Auszahlungsphase

Besteuert werden sollen die Erträge erst in der Auszahlungsphase. „Alle Erträge, die während der Ansparphase erzielt werden, […] können potenziell über Jahrzehnte den Zinseszinseffekt nutzen […]“, erklärte Lindner. Investitionen sollen in ETFs und Einzelaktien möglich sein. Geplant sei, dass der Staat jeden Euro Eigenbeitrag mit 20 Cent fördert. Mindestens 120 Euro sollen die Leute pro Jahr ansparen, die Förderungshöchstgrenze soll bei 3000 Euro liegen. Für Eltern und Berufsanfänger soll es weitere Zulagen geben. „Ich erhoffe mir davon einen wirklichen Gamechanger, auch in der Beschäftigung mit Wertpapieren insgesamt“, sagte Lindner.

Die Vizepräsidentin der Bundesbank, Dr. Sabine Mauderer, nannte stabile Preise und eine niedrige Inflation als größten Beitrag der Bundesbank zur Aktienkultur. Aber auch finanzielle Bildung sei wichtig. Sie bezeichnete die Deutschen als „risikoavers“. Anja Schulz, meinte, sie seien gar „ängstlich“. „In Deutschland wird viel zu sehr über Risiken von Kapitalmarktschwankungen […] gesprochen, als über Chancen", sagte die Abgeordnete.

Risikoscheues Deutschland

Dass das Verhältnis von Sicherheit und Risiko in Deutschland ein anderes sei, bestätigte auch der Blackrock-Länderchef für Deutschland, Österreich und Osteuropa, Dirk Schmitz. Daran müsse man gemeinsam arbeiten. Doch es gebe eine „Erfolgsstory“, die funktioniere. „Wir hatten vor der Corona-Krise im Jahr 2019 unter einer Million ETF-Sparpläne, mittlerweile haben wir sieben Millionen ETF-Sparpläne in Deutschland“, führte Schmitz aus. Das zeige, dass die Menschen an guten, transparenten Produkten durchaus interessiert seien.

Anne Connelly meinte, den Grund dafür zu kennen: „Der Erfolg der ETFs ist damit begründet, dass es die Social-Media-Kanäle gibt“, sagte die Gründerin des Finanzportals „herMoney“. Durch Finfluencer, als Influencer, die über Geld sprechen, sei das Thema ETF groß geworden. Sie merke, dass sich insbesondere Frauen damit beschäftigten, wenn sie den Experten vertrauen und in einem geschützten Raum darüber lernen können. „Das Thema Rentenlücke ist für die Frauen Thema Nummer eins“, sagte Connelly.

Der Chefredakteur des Portals Finanztip, Hermann-Josef Tenhagen, steht dem angekündigten Altersvorsorgedepot positiv gegenüber. „[…] Wir werden sicher darauf achten, dass das mit den Kosten dieses Mal nicht so schief geht“, sagte er in Anspielung auf die zuvor angesprochenen Riester-Verträge. Wenn es tatsächlich ein kostenloses Vergleichsportal geben werde, werde er dieses Depot empfehlen.

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