Christian Lindner
Pressemitteilung

LINDNER-Interview: Na ja, wir haben zurückgekanzelt

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Lindner gab „SZ.de“ das folgende Interview. Die Fragen stellte Daniel Brössler:

Frage: Herr Lindner, wie war es, von einem chinesischen Offiziellen abgekanzelt zu werden?

Lindner: Na ja, wir haben zurückgekanzelt. Wenn auf Höflichkeitsnormen kein Wert mehr gelegt wird, können wir auch Klartext. Dementsprechend gab es einen offenen Austausch. Unser chinesischer Gesprächspartner hat auf seine Position hingewiesen, wir aber auch auf unsere. Es gehört zu einem offenen Austausch, dass man über Meinungsunterschiede offen spricht. Dem wird nicht gefallen haben, was wir gesagt haben.

Frage: Was denn?

Lindner: Wir haben darauf hingewiesen, dass auch wir in Deutschland gelegentlich Proteste haben, dass aber, wenn die Mehrheit der Bevölkerung Sympathie mit dem Anliegen hat, sich bei uns die Politik ändert. Das wäre auch mal eine Empfehlung für ganz andere Entscheidungsträger auf der Welt.

Frage: Wie ist das angekommen?

Lindner: Ich musste das Gespräch kurz danach beenden.

Frage: Ohne Handschlag?

Lindner: Da hatte die chinesische Seite zu dem Zeitpunkt kein Interesse mehr dran.

Frage: Haben Sie Gefühl, Anlass gegeben zu haben zu der Standpauke?

Lindner: Nein, wir haben unsere Gesprächspartner in Hongkong sehr sorgfältig ausgewählt und sind mit Sensibilität aufgetreten. Klar ist aber auch, dass wir nicht nur die Regierung treffen, sondern auch die friedliche, gemäßigte Opposition, die dort im Legislativorgan sitzt. Ich halte es für völlig unangemessen, daraus einen Fauxpas zu machen. Wir haben uns eng abgestimmt auch mit den Vertretern des deutschen diplomatischen Dienstes dort. Wir haben also keinen Anlass gegeben; es zeigt eher die Sensibilität der chinesischen Seite.

Frage: Zeigt das also, wie China mittlerweile mit westlicher Kritik umgeht?

Lindner: Das weiß ich nicht. Die Chinesen haben jedenfalls gemerkt, dass wir uns auch nicht einschüchtern lassen. Wir haben ein Interesse insbesondere an intakten Handelsbeziehungen mit China. Aber wir haben auch liberale und demokratische Werte, die wir nicht einfach für wirtschaftliche Vorteile opfern können.

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